Auf der Weser für die Welt

Gemeinsame Auslandseinheit von DLRG und THW probte den Ernstfall...... Rettungs- und Bergungseinsätze mit Booten bei Überschwemmungen im Ausland, das ist der Auftrag der Helferinnen und Helfer von DLRG und THW, die dem sogenannten „EU-Modul 17“ angehören. FRB, „Flood Rescue using Boats“ nennt sich ihre Einheit, die vom 24.-28.04.2024 auf der Weser bei Höxter den Ernstfall probte.

Bei Überschwemmungen eingeschlossen und verzweifelt auf Rettung warten, das ist ein Szenario, das nicht nur in Deutschland spätestens seit der verheerenden Ahr-Flut für viele Menschen immer wieder zur bitteren Realität wird. Auch viele Flüsse im europäischen Ausland führen regelmäßig Hochwasser und sorgen für Überschwemmungen. Grund genug für die EU, 2017 ein Modul mit Einheiten zur europaweiten Wasserrettung zu gründen. In Deutschland besteht dieses Modul aus Mitgliedern der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft, DLRG, und der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk, THW. Zusammengefasst in der Einheit FRB, „Flood Rescue using Boats“. Nach der offiziellen Aufnahme in den europäischen Pool der Einsatzbereiten Einheiten streben die beiden Organisationen nun noch eine Zertifizierung ihrer Einheit an. Finanziert wird das Modul durch das Bundesministerium des Innern und für Heimat.

Rettung aus allen Lagen – Ein hochspezialisiertes Team

Verwundert betrachteten viele Anwohner das Großaufgebot an Einsatzkräften, Booten und Fahrzeugen, das sich ihnen vier Tage lang auf und an der Weser bot. Rund 100 Männer und Frauen probten im Rahmen einer großangelegten Übung den Ernstfall. Neben 39 Mitgliedern der FRB-Einheit auch Unterstützer, Opfer-Darsteller und Beobachter.
Angenommen wurde eine großflächige Überschwemmung im Ausland mit vielen Opfern und großen Schäden. Für das Team bedeutet dies zu Beginn der Übung für die gesamte Ausrüstung Ladelisten zu erstellen und eine fiktive Zoll-Kontrolle zu durchlaufen. Erst danach konnte der eigentlich Übungsteil, der komplett in englischer Sprache durchgeführt wurde, beginnen.

Durchgespielt wurden Szenarien, die ebenso vielfältig waren, wie die Herausforderungen in einer realen Hochwasserlage selbst.
So galt es zahlreiche vom Wasser eingeschlossene Personen zu retten. Einige von ihnen verletzt oder hilfsbedürftig. Mitunter Schutz suchend auf einer Brücke oder auf Bäumen. Für eine größere Gruppe war zudem eine Massenevakuierung mit Hilfe von Booten vorgesehen. Rettung aus dem Wasser stand dabei ebenso auf dem Programm wie Rettung von Land. Etwa durch die Anwendung von Abseiltechniken. Für die Betreuung der Verletzten wurde zudem eine Sammelstelle errichtet.
Neben der Rettung von Personen standen Übungen zum Materialtransport auf dem Programm. Um dem Zeitdruck eines realen Einsatzes Rechnung zu tragen, wurde dabei besonders auf Zeit gefahren.
Nach einem für alle herausfordernden Programm bei Tage, das bereits um 5:00 Uhr mit einer simulierten Explosion im Camp begonnen hatte, endete der Haupt-Übungstag mit einer nächtlichen Vermisstensuche.

Die Auf- und Abbau eines Camps und dessen Betrieb waren dabei ebenfalls Teil der Übung. Immerhin kann sich die FRB-Einheit selbst unterbringen und bis zu 96 Stunden auch selbst versorgen. Daher gehören neben schwerem Gerät und Rettungsmitteln unter anderem auch Zelte, Feldbetten, eine Feldküche und Duschen zur Ausstattung.
Neben elf Booten, darunter Pontons und MzAB’s vom THW,  kamen unterschiedliche Lastkraftwagen, Mannschaftsfahrzeuge, Geländestapler und ein Rettungswagen zum Einsatz.

Der jeweiligen Kompetenz entsprechend waren die Aufgaben verteilt. Das THW konzentrierte sich mit seinen größeren Booten auf den Transport größerer Personengruppen sowie von Sach- und Hilfsgütern. Die DLRG legte mit ihren kleineren Booten ihre Übungsschwerpunkte auf die Wasserrettung von Personen. Diese kann im Bedarfsfall durch hochspezialisierte Strömungsretter mit Hilfe von Seiltechnik erfolgen. Der Eigenschutz wird dabei durch einen eigenen Rettungswagen besetzt mit Notfallmediziner und -sanitäter sichergestellt.

Ein Teil der Europäischen Katastrophenhilfe

Teil der Übung war am Freitag auch ein Presse-Empfang. Vor Medien-Vertretern sowie der örtlichen Politik, der Bundeswehr, Polizei und anderen Hilfsorganisationen würdigte THW-Landesbeauftragter für NRW, Nicolas Hefner, die Arbeit der Einsatzkräfte: „Diese Übung ist ein weiterer Meilenstein für die Zertifizierung des FRB-Moduls als deutsche Einheit der europäischen Katastrophenschutzhilfe. Die Einsatzkräfte von THW und DLRG haben eindrucksvoll bewiesen, das sie im Einsatz- und Übungsfall professionell zusammenarbeiten. Ich danke den Einsatzkräften und Unterstützungskräften für dieses unbezahlbare, ehrenamtliche Engagement.“

DLRG-Präsidentin Ute Vogt unterstrich zudem die Wichtigkeit dieser Einheit und merkte an, das die DLRG durch diese Einheit zu einem wichtigen Teil der internationalen Katastrophenhilfe wird und als solche auch wahrnehmbar ist. Zudem betonte sie ein  Alleinstellungsmerkmal der Einheit: „Was diese Übung von anderen im Bevölkerungsschutz bei Hochwasserlagen grundlegend unterscheidet, sind der Auf- und Abbau des Camps und dessen Betrieb“.

Bereits im Vorfeld der Übung hatte THW-Präsidentin Sabine Lackner die unterschiedlichen Kompetenzen beider Organisationen betont: „Zusammen stellen wir ein hochspezialisiertes Team zur Bewältigung von Wassergefahren. Wenn die Europäische Union beim nächsten internationalen Hilfeersuchen eine solche Einheit benötigt, dann wollen THW und DLRG mit ihrem deutschen FRB-Modul an Bord sein“.

Der anschließende Presse-Rundgang an einer der Übungsstellen war auch für die Einsatzkräfte eine wichtige Erfahrung. Und damit Teil ihrer Übung. Denn in einer realen Schadenslage, insbesondere wenn Menschenopfer und/oder große Schäden zu beklagen sind, ist an Einsatzstellen immer auch mit, teils aggressiv auftretender, Presse zu rechnen.

Zum Ende der Übung zogen die Verantwortlichen eine positive Bilanz. Daniel Menne, einer der beiden Übungsleiter, betonte: „Nach den letzten vier Tagen ziehe ich das Fazit durchaus positiv. Die Übung ist super gelaufen. Zum einen fachlich wurden alle Übungsteile erfolgreich absolviert. Und das Team ist noch mehr zu einem Team zusammen gewachsen.“
Zufrieden zeigte sich auch Detlev Grabbe, eine der beiden Team-Leader, der selbst aktiv an der Übung teilgenommen hat: „Was super gelaufen ist im Team ist die Zusammenarbeit, das Miteinander im Team. Das war schon annähernd perfekt.“ Dennoch sieht Grabbe auch Verbesserungspotential. „Wo wir Verbesserungsbedarf haben ist beim Erstellen von Zolldokumenten, Ladelisten, absetzen von Lagemeldungen an die übergeordneten Ebenen, sprich die Leitung, (die THW-Leitung; Anmerkung der Redaktion) das Präsidium der DLRG. Da haben wir noch Bedarf, den wir nachholen müssen“, so sein abschließendes Fazit.

Das FRB Modul

Neben Deutschland verfügen auch Frankreich, Belgien, Luxemburg, Spanien und Tschechien über eine FRB-Einheit. Das Einsatzgebiet der jeweiligen Module liegt bis ca. 1500 km außerhalb der Landesgrenzen. In Ausnahmefällen auch darüber hinaus. Bei Alarmierung, für die ein Hilfeersuchen an die Bundesregierung oder ein Unterstützungsangebot Deutschlands notwendig ist, stehen innerhalb von 12 Stunden bis zu 50 Einsatzkräfte bereit. Das THW stellt dabei vor allem schwere Boote und Kräne. Für die DLRG gehen zudem Strömungsretter mit kleinen wendigen Booten, Sanitätern und ein Notarzt in den Einsatz. Der Bereich der Führung wird unter den beiden Organisationen paritätisch besetzt. Die übliche Team-Stärke beträgt 26 Kräfte von der DLRG und 13 vom THW. Die Einsatzbereitschaft muss für 10 Tage rund um die Uhr gewährleistet sein.

 

Text: Rolf Thomas Markert / Media-Team NW

Fotos: Ralf Kosse


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